BLINDE IM INTERNET Der Großteil an Informationen im Internet sind visueller Natur: Texte voller Informationen; Zeichen auf Buttons, die der Navigation dienen; Bilder zur Veranschaulichung von Personen und Gegenständen; Grafiken, die zu einer besseren Verständlichkeit beitragen und Markierungen, die Textpassagen unterstreichen. Für blinde Personen stellt dieses ein eindeutiges Kommunikationsproblem dar. In den folgenden Passagen werde ich auf einige, der bereits vorhandenen (technischen) Lösungen für diese Personengruppe eingehen und Richtlinien für eine blindengerechte Website-Gestaltung vorstellen.
Dieses muß selbstverständlich auch für das Internet und die damit verbundenen Kommunikationswege gelten. Doch ist die Ð wie behauptet wird Ð basisdemokratischste Informationsquelle: das Internet, wirklich für alle zugänglich und erschließbar? Ist ein Blinder in der Lage, von den Einsatzgebieten des Internet Ð auch was den Bereich 'electronic Commerce' betrifft, zu profitieren?
Die einzelnen
Lösungsansätze/technischen Hilfsmittel werden wie folgt gegliedert:
Sensitiv/Haptisch Durch die Schriftdarstellung "Braille" sind Blinde in der Lage mit ihren Fingerkuppen zu lesen. Für die elektronische Kommunikation wurden spezielle Ausgabegeräte entwickelt, neben einem Brailledrucker natürlich die Brailletastatur. Diese ermöglicht ein direktes Auslesen einer Bildschirmzeile (bzw. eines Teiles davon) durch die Umsetzung der ASCII-Zeichen. Eine Braillezeile besteht aus 40 oder 80 Modulen mit jeweils acht beweglichen Stiften. Mit den Daumentasten der Braillezeile können sich Blinde unabhängig von der jeweiligen Anwendung über den Bildschirm bewegen, ohne den Hardcursor zu verändern. Sie haben auch die Möglichkeit, den Bildschirm zu teilen und Attribute auszulesen. Durch Druck auf eine der Cursor-Routing-Tasten bewegen Sie den Cursor auf das gewünschte Zeichen oder Element. In diesem Zusammenhang müssen jedoch noch zwei Faktoren erwähnt werden: - nur ein
geringer Teil der Betroffenen Personen sind in der Lage Braille zu lesen
und
Akustisch Eine Informationsausgabe ist jedoch auch akustisch mittels eines Screenreaders (z.B. "Home Page Reader" von IBM) möglich. Screenreader setzen Text nicht als Sprache um, sie erzeugen synthetische Laute, die als Sprache verstanden werden. So können Blinde den Inhalt von WWW-Seiten und E-Mails vorlesen lassen. Auch der umgekehrte Weg ist möglich. Das Softwareprodukt "ViaVoice Web" der Firma IBM ermöglicht eine Interaktion im Internet über Spracheingabe. Gleichermaßen kann das Schreiben und Versenden von E-Mails und anderen Nachrichten mittels Stimme erfolgen. Laut Hersteller IBM erkennt die Software 100.000 Wörter und bis zu 64.000 Wörter können zusätzlich eingegeben werden. Hierbei muß bemerkt werden, daß die Installation dieser Software für eine behinderte Person nicht ohne Hilfe durchzuführen ist und das Programm erst die Sprache des Benutzers verstehen lernen muß. Eine weitere Möglichkeit Emails zu verfassen ist durch Tonaufzeichung. Der Empfänger erhält dann eine Email mit einem "Wav" Attachment. Nachteilig ist hierbei die große Menge an Daten. Doch mit T-DSL (Übertragungsraten bis zu 768 kbit/s) und UMTS (Datenübertragungsrate von 2 MBit/s) sollten die Ladezeiten kein größeres Problem mehr darstellen. "Barrieren"
von blindengerechten Websitegestaltung
Bereits Mitte 1997 wurde vom World Wide Web Consortium (W3C) ein 'working draft' zu einer Audio Cascading Stye Sheets (A C C S) angekündigt. Diese style sheets sollen speziell auf die Notwendigkeiten beim Einsatz von audio basierten World Wide Web-Werkzeugen eingehen.
Akustischer
Interaktionsraum Die binaurale Wahrnehmungsfähigkeit von Geräuschen erlaubt dem Menschen, Geräusche in Richtung und Entfernung zu lokalisieren. Durch die stereophonische Darstellung von grafischen Objekten einer Benutzungsoberfläche kann ein blinder Benutzer in die Lage versetzt werden, diese Elemente auch aufgrund ihrer Position zu bewerten. Damit soll für diese Benutzergruppe die Möglichkeiten zur Navigation auf den heute vorherrschenden GUI (Graphical User Interfaces), wie sie auch als Webseiten im World Wide Web verwendet werden, erheblich verbessert werden. Außerdem wird die Anordnung der Information leichter wahrnehmbar und kann in Bezug auf ihren semantischen Gehalt ausgewertet werden.
Webfeature
für akustisches Surfen Durch diese Touren erhalten interessierte Besucher einen kurzen Überblick, welche Firma sich hinter der Web Seite verbirgt, was dort angeboten wird und was der Nutzen der angebotenen Produkte, Informationen oder Serviceleistungen ist. Besucher können auf diese Weise Seiten kennen lernen, ohne dass sie lesen, eine Auswahl treffen oder Links anklicken müssen. Eine Interaktion mittels Spracheingabe ist bis zu diesem Zeitpunkt mittels dieser Software noch nicht möglich. Leider ist diese auch in absehbarer Zeit, laut Auskunft eines Datango-Mitarbeiters aufgrund von fehlenden Kosten-Nutzen-Perspektive nicht geplant.
Weitere
Features
Virtuell Der Datencowboy Chase in Wiliam Gibsons Science Fiction Roman"Neuromancer" loggt sich direkt in das Cyberspace ein. Vielleicht können die Datensurfer der (fernen) Zukunft dies auch mittels "Kopfsteckers" oder "Rückenmarkanschluß" in eine virtuelle Welt begeben in der das "Sehen" mit Augen überflüssig wurde. Diese Vorstellung beschäftigt Menschen nicht erst seit den Filmen Matrix und David CronenbergÕs "Creature". Bereit vor mehr als 20 Jahren wurde in dem Film "Projekt Brainstorm" eine die fiktive Möglichkeit aufgezeigt, Sinne wie Sehen, Riechen, Schmecken und Fühlen auf einen Speichermedium zu übertragen und anderen Personen so zugänglich zu machen. Allerdings könnte die Findung einer "Sehprotese" als wahrscheinlicher eingestuft werden, als diese futuristische Lösung. Doch wer weiß, wohin sich das, was wir heute Internet nennen, entwickelt. To be continued ...
Quellen: Helga Parslow:
WWW-Design für Sehbehinderte BiGuB-Arbeitskresi
"Barrierefreies Internet" Datango Universität
Oldenburg |